Mirja Heunemanns Kalender war zu Beginn des Jahres 2020 bis zu den Sommerferien gut gefüllt. Doch bereits Mitte März begann eine Welle der Stornierungen ihrer Beratungsaufträge, die lange vereinbart waren. Nachholtermine wurden bis auf Weiteres verschoben. „Erst mal abwarten“ lautete die allgemeine Devise. Und auch ihr eigenes Workshop Angebot für die Monate März bis Mai sagte Mirja Heunemann vorsichtshalber ab. So weit, so schlecht. Immerhin waren Einzelbegleitungen, wie Coaching und Konfliktberatungen aufgrund der Raumgröße in ihrer Praxis weiterhin möglich. Klienten konnten selbst wählen, ob die Beratung von Angesicht zu Angesicht oder lieber per Video Call online stattfinden sollte.
Bienen haben profitiert
Viele Kunden entschieden sich für die online Variante. „So habe ich unter dem Strich mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht, als vor der Pandemie, war weniger außer Haus“, gewinnt Heunemann der neuen Lage etwas Positives ab. Auch ihre Freizeitaktivitäten, das Singen im Chor und das Tango tanzen, waren vom Lock Down im Frühjahr betroffen. Gut sei es da gewesen einen eigenen Garten mit angeschlossener Imkerei zu besitzen. „Der und meine Bienen haben von der Krise profitiert“, freut sich Mirja Heunemann und fügt lachend hinzu, „und ich durch die Gartenarbeit ebenfalls“.
Überrascht, was online möglich war
Zu Beginn der Pandemie verfiel Mirja Heunemann in Aktionismus, arbeitete mehr als sonst. Viel Zeit verbrachte sie mit dem Ausprobieren verschiedener online Tools. Sie fuchste sich gemeinsam mit Kolleg*innen in die Nutzung der verschiedenen Systeme ein, indem sie sich zum Üben am Bildschirm verabredete. Wider Erwarten fand sie sogar Gefallen daran: „Ich war überrascht, wieviel Spaß ich hatte.“ Obwohl sie vor der Krise, online Angeboten eher kritisch gegenüberstand. „Nichts geht über direkte persönliche Begegnung in Präsenzveranstaltungen“, lautete ihr Credo. Nach und nach entdeckte sie, was online möglich ist: „Sogar Familien- und Systemaufstellungen haben wir im Kolleg*innenkreis bereits erfolgreich durchgeführt!“
Wichtig Ausgleich zu finden
Es gab jedoch auch die andere Seite. Zeitweise fühlte sie sich unter Druck mitzuhalten und hatte Angst davor „abgehängt“ zu werden. Sie merkte, wie wichtig es für sie ist einen Ausgleich zu finden und machte sich Gedanken darüber, was sie braucht, um seelisch in der Balance zu bleiben. „Spaziergänge, Barfußgehen, Yin-Yoga, Laufsport, Gartenarbeit, Kaffeepause, (Telefon-)Gespräche mit Freund*innen, all das hat mir gut getan“, so Heunemann.
Der Kern ihrer Arbeit
Wie im Privatem so auch im Beruflichem schärfte Mirja Heunemann ihren Blick auf das Wesentliche. Auf der Suche nach dem Kern ihrer Arbeit, machte sie sich Gedanken was sie aus ihrem Portfolio streichen und welchen Aspekten sie verstärkt nachgehen wollte. Inzwischen ist Mirja Heunemann wieder im Kontakt mit ihrer inneren Zuversicht, sie handelt und arbeitet entspannter. Es geschähen viele hoffnungsvolle Dinge und es zeigten sich neue Lichter am Horizont. „Vielleicht auch genau deshalb“, resümiert sie.
Mut-Salon ins Leben gerufen
So entwickelte Mirja Heunemann ein neues Format, um mit anderen regelmäßig in einen kreativen Austausch zu kommen. Mit ihrem kostenlosen Online-Angebot, dem „Mut-Salon“, richtet sie sich an Menschen, die über einen begrenzten Zeitraum füreinander da sind und sich gegenseitig unterstützen. Die gemeinsamen online Treffen dienen dazu, innezuhalten, Gedanken zu sortieren, Erlebnisse zu verdauen, sich gegenseitig ein Ohr zu leihen oder sich einfach die Hilfe zu holen, die es braucht, um an kleinen oder größeren Vorhaben dranzubleiben. Das sei letztlich auch für sie selbst hilfreich, resümiert Mirja Heunemann.
Zum Wandel beitragen
In der Krise sieht Mirja Heunemann nicht nur für sich selbst die Chance ihr Leben neu auszurichten: „Ich wünsche mir von Herzen, dass wir in der Zeit nach Corona nicht zum „Business as usual“ zurückkehren, sondern jetzt die Chance zur Veränderung nutzen, um zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen.“ Sie ist zuversichtlich: „Wenn wir immer wieder bewusst innehalten, kleine Schritte gehen und die Unterstützung einer Gemeinschaft, in der wir füreinander da sind, in Anspruch nehmen, kann das gelingen.
Krisen sind Chancen. Was sich leicht sagen lässt, ist im harten Alltag der Corona Pandemie kein einfaches Unterfangen. Flexibilität und Kreativität sind gefragt, wenn es darum geht neue Wege zu gehen und vor allem braucht es eins: Durchhaltevermögen. Wir haben uns gefragt, wie Unternehmerinnen der Krise trotzen und selbständige Frauen aus Ostwestfalen-Lippe um ein Interview gebeten. Wir wollten wissen, welche Einschränkungen Ihnen die Krise bringt, aber auch welche Chancen sie bietet und welche Wünsche sie an eine Zeit nach der Covid-19-Pandemie haben. Die Serie soll selbständigen Frauen Mut machen kreativ zu denken und neue Wege zu finden, um gut durch die Krise zu kommen.
Die Beitragsserie „Wie Unternehmerinnen der Krise trotzen“ wurde am 16.12.2020 von der Landesanstalt für Medien NRW mit dem „Sonderpreis für Corona Berichterstattung unabhängiger Medien“ ausgezeichnet. „Sie (…) erweitern das Lokale Informationsangebot mit weiteren Perspektiven, indem sie sich engagieren und damit eine systemrelevante Aufgabe vor Ort erfüllen. Das ist tapfer, sympathisch und in allen Fällen nah dran. Es stärkt das Vertrauen in den Journalismus und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Weiter so!“ Jury Prof. Dr. Henriette Heidbrink (Professorin für Medienmanagement & Online-Journalismus an der HMKW und HSRM), Alexander Drößler (Manager digitale Transformation bei der Nordkurier Mediengruppe) und Stefan Malter (Journalistik-Dozent an der Uni Dortmund und Chefredakteur von NRWision)
Die Beraterin
Mirja Heunemanns Kalender war zu Beginn des Jahres 2020 bis zu den Sommerferien gut gefüllt. Doch bereits Mitte März begann eine Welle der Stornierungen ihrer Beratungsaufträge, die lange vereinbart waren. Nachholtermine wurden bis auf Weiteres verschoben. „Erst mal abwarten“ lautete die allgemeine Devise. Und auch ihr eigenes Workshop Angebot für die Monate März bis Mai sagte Mirja Heunemann vorsichtshalber ab. So weit, so schlecht. Immerhin waren Einzelbegleitungen, wie Coaching und Konfliktberatungen aufgrund der Raumgröße in ihrer Praxis weiterhin möglich. Klienten konnten selbst wählen, ob die Beratung von Angesicht zu Angesicht oder lieber per Video Call online stattfinden sollte.
Bienen haben profitiert
Viele Kunden entschieden sich für die online Variante. „So habe ich unter dem Strich mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht, als vor der Pandemie, war weniger außer Haus“, gewinnt Heunemann der neuen Lage etwas Positives ab. Auch ihre Freizeitaktivitäten, das Singen im Chor und das Tango tanzen, waren vom Lock Down im Frühjahr betroffen. Gut sei es da gewesen einen eigenen Garten mit angeschlossener Imkerei zu besitzen. „Der und meine Bienen haben von der Krise profitiert“, freut sich Mirja Heunemann und fügt lachend hinzu, „und ich durch die Gartenarbeit ebenfalls“.
Überrascht, was online möglich war
Zu Beginn der Pandemie verfiel Mirja Heunemann in Aktionismus, arbeitete mehr als sonst. Viel Zeit verbrachte sie mit dem Ausprobieren verschiedener online Tools. Sie fuchste sich gemeinsam mit Kolleg*innen in die Nutzung der verschiedenen Systeme ein, indem sie sich zum Üben am Bildschirm verabredete. Wider Erwarten fand sie sogar Gefallen daran: „Ich war überrascht, wieviel Spaß ich hatte.“ Obwohl sie vor der Krise, online Angeboten eher kritisch gegenüberstand. „Nichts geht über direkte persönliche Begegnung in Präsenzveranstaltungen“, lautete ihr Credo. Nach und nach entdeckte sie, was online möglich ist: „Sogar Familien- und Systemaufstellungen haben wir im Kolleg*innenkreis bereits erfolgreich durchgeführt!“
Wichtig Ausgleich zu finden
Es gab jedoch auch die andere Seite. Zeitweise fühlte sie sich unter Druck mitzuhalten und hatte Angst davor „abgehängt“ zu werden. Sie merkte, wie wichtig es für sie ist einen Ausgleich zu finden und machte sich Gedanken darüber, was sie braucht, um seelisch in der Balance zu bleiben. „Spaziergänge, Barfußgehen, Yin-Yoga, Laufsport, Gartenarbeit, Kaffeepause, (Telefon-)Gespräche mit Freund*innen, all das hat mir gut getan“, so Heunemann.
Der Kern ihrer Arbeit
Wie im Privatem so auch im Beruflichem schärfte Mirja Heunemann ihren Blick auf das Wesentliche. Auf der Suche nach dem Kern ihrer Arbeit, machte sie sich Gedanken was sie aus ihrem Portfolio streichen und welchen Aspekten sie verstärkt nachgehen wollte. Inzwischen ist Mirja Heunemann wieder im Kontakt mit ihrer inneren Zuversicht, sie handelt und arbeitet entspannter. Es geschähen viele hoffnungsvolle Dinge und es zeigten sich neue Lichter am Horizont. „Vielleicht auch genau deshalb“, resümiert sie.
Mut-Salon ins Leben gerufen
So entwickelte Mirja Heunemann ein neues Format, um mit anderen regelmäßig in einen kreativen Austausch zu kommen. Mit ihrem kostenlosen Online-Angebot, dem „Mut-Salon“, richtet sie sich an Menschen, die über einen begrenzten Zeitraum füreinander da sind und sich gegenseitig unterstützen. Die gemeinsamen online Treffen dienen dazu, innezuhalten, Gedanken zu sortieren, Erlebnisse zu verdauen, sich gegenseitig ein Ohr zu leihen oder sich einfach die Hilfe zu holen, die es braucht, um an kleinen oder größeren Vorhaben dranzubleiben. Das sei letztlich auch für sie selbst hilfreich, resümiert Mirja Heunemann.
Zum Wandel beitragen
In der Krise sieht Mirja Heunemann nicht nur für sich selbst die Chance ihr Leben neu auszurichten: „Ich wünsche mir von Herzen, dass wir in der Zeit nach Corona nicht zum „Business as usual“ zurückkehren, sondern jetzt die Chance zur Veränderung nutzen, um zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen.“ Sie ist zuversichtlich: „Wenn wir immer wieder bewusst innehalten, kleine Schritte gehen und die Unterstützung einer Gemeinschaft, in der wir füreinander da sind, in Anspruch nehmen, kann das gelingen.
Krisen sind Chancen. Was sich leicht sagen lässt, ist im harten Alltag der Corona Pandemie kein einfaches Unterfangen. Flexibilität und Kreativität sind gefragt, wenn es darum geht neue Wege zu gehen und vor allem braucht es eins: Durchhaltevermögen. Wir haben uns gefragt, wie Unternehmerinnen der Krise trotzen und selbständige Frauen aus Ostwestfalen-Lippe um ein Interview gebeten. Wir wollten wissen, welche Einschränkungen Ihnen die Krise bringt, aber auch welche Chancen sie bietet und welche Wünsche sie an eine Zeit nach der Covid-19-Pandemie haben. Die Serie soll selbständigen Frauen Mut machen kreativ zu denken und neue Wege zu finden, um gut durch die Krise zu kommen.
Text und Videoredaktion: Michaela Heinze, nette30 Kommunikation für das Frauenbranchenbuch OWL
Ausgezeichnet!
Die Beitragsserie „Wie Unternehmerinnen der Krise trotzen“ wurde am 16.12.2020 von der Landesanstalt für Medien NRW mit dem „Sonderpreis für Corona Berichterstattung unabhängiger Medien“ ausgezeichnet.
„Sie (…) erweitern das Lokale Informationsangebot mit weiteren Perspektiven, indem sie sich engagieren und damit eine systemrelevante Aufgabe vor Ort erfüllen. Das ist tapfer, sympathisch und in allen Fällen nah dran. Es stärkt das Vertrauen in den Journalismus und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Weiter so!“
Jury
Prof. Dr. Henriette Heidbrink (Professorin für Medienmanagement & Online-Journalismus an der HMKW und HSRM), Alexander Drößler (Manager digitale Transformation bei der Nordkurier Mediengruppe) und Stefan Malter (Journalistik-Dozent an der Uni Dortmund und Chefredakteur von NRWision)