Mehr Frauen in Führung FidAR
Business Talk

Mehr Frauen in Führung – Quo vadis

Zeit für eine Zwischenbilanz

„Die Quote“ ist in der Politik und der Wirtschaft angekommen. Das ist Verbänden, wie z.B. FidAR e.V. zu verdanken, die die Diskussion um Mehr Frauen in Führung stetig vorantreiben. Die Initiative wurde 2006 durch engagierte Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gegründet, um die gläsernen Decken aufzubrechen und den Wandel voranzutreiben. Getragen von der Vision, die Frauenquote in Aufsichtsräten und Führungsgremien in den Unternehmen deutsch-landesweit signifikant zu steigern, fordert und fördert FidAR seit über 10 Jahren politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, um ein Bewusstsein für diese Thematik in der Wirtschaftswelt und der Gesellschaft zu schaffen und die Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Bekenntnis zur Förderung von Frauen gefordert

Der ambitionierte Brückenbau zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur verläuft zäh. Rückblickend auf die letzten Jahre betrachtet hat sich in der Führungseben der DAX-Unternehmen noch nicht genug getan, wie der WoB-Index (Women-on-Board-Index) zeigt. Frauen in Führung sind hier immer noch selten zu finden. Der von FidAR 2011 erstmalig veröffentliche Women-on-Board-Index (WoB-Index) liefert eindeutige Zahlen, misst den Fortschritt und verschafft Transparenz über die Entwicklung der Frauenquote. Laut des WoB-Index sind Ende 2016 105 deutsche Unternehmen an der Börse notiert und voll mitbestimmt. Davon erreichen allerdings nur 49 Unternehmen eine 30 %ige Frauenquote im Aufsichtsrat und der Frauenanteil unter den Vorständen schafft es grade mal auf 6,6%. An dieser Stelle sieht derzeit FidAR erhebliche Defizite und führt dieses unbefriedigende Ergebnis auf den mangelnden Ehrgeiz bei Planungszielen der Unternehmen zurück. Das Stimmungsbarometer 2016 zeigt, dass das Thema in den Unternehmen deutlich angekommen ist. Dennoch fordern die weiblichen Führungskräfte ein klares Bekenntnis der Unternehmensführungen zur Frauenförderung ein, um mehr Frauen in Führung zu bringen.

Steter Tropfen höhlt den Stein – auch in OWL

Es heißt also „am Ball bleiben“ denn „steter Tropfen höhlt den Stein“. Durch ausgeprägte Netzwerkarbeit auf Bundes- und Regionalebene, den ständigen Austausch mit Unternehmen und Politik, sowie aktive Berichterstattung in den Medien verschafft sich FidAR Gehör. Es gilt rigide Strukturen und Denkweisen aufzubrechen um die gesteckten Ziele, mehr Frauen in Führung zu bringen, zu erreichen; auch hier in Ostwestfalen – Lippe. Eine, eher konservative Unternehmenskultur in OWL, macht den Aufstieg von Frauen in die Führungsriegen der Chefetagen nicht einfacher. Bei den Unternehmensgründungen durch Frauen liegt Ostwestfalen – Lippe sogar unter dem Bundesdurchschnitt. Laut KfW Gründungsmonitor 2016 gehen 43% aller Existenzgründungen in Deutschland auf Frauen zurück. In OWL liegt die Quote bei 35.6%.

Vollzug des Kulturwandels

Ein Silberstreif am Horizont sind die Vorbildunternehmen der Region. So stellt sich die Unternehmensgruppe Stadtwerke Bielefeld als Vorreiter des sukzessiven Vollzugs des Kulturwandels dar. Bereits seit 1997 gibt es im Unternehmen eine Gleichstellungsbeauftragte und eine entsprechend aktiv gelebte Betriebsvereinbarung. Das Unternehmen setzt auf zufriedene und motivierte Mitarbeiter sowie auf eine von Offenheit, Toleranz und Gleichbehandlung geprägte Kultur. Personelle Fördermaßnahmen zur Fachkräfteentwicklung sowie einschlägige Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie stoßen den Prozess in die richtige Richtung an.

Mehr Frauen in Führung – Noch Luft nach oben

So wurde beispielsweise in 2015 das Arbeitsmodell Home-office eingeführt, um mehr Flexibilität und Unterstützung bei Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen zu schaffen. Um den Frauenanteil weiterhin zu steigern und mehr Frauen in Führung zu bringen, bauen die Stadtwerke Bielefeld ihre Aktivitäten im Bereich der Personalentwicklung stetig aus. Mit einem Mentoringprogramm, welches speziell für Frauen konzipiert wurde, soll der Grundstein für eine nachhaltig erfolgreiche Führungskarriere gelegt werden. Für die Quote im Aufsichtsrat gibt es allerdings auch bei den Bielefelder Stadtwerken noch „Luft nach oben“.

Status quo – Quo vadis

Seit der Gründung von FidAR e.V. lässt sich ein positives Wachstum der Frauenquote sowohl in Aufsichtsräten (von 10 % auf 26 %) als auch auf der Anteilseignerseite (von 3 % auf 14,5 %) und in den Vorständen (von 3 % auf 6,5 %) verzeichnen. Ein Ergebnis auf das der Verein (660 Mitglieder*innen) stolz ist, aber auch zum Anlass nimmt, das Ziel von einer 30%en Frauenquote an allen Stellen, wo Entscheidungen getroffen werden, weiterhin eisern zu verfolgen. Noch immer sind die Frauen in den wichtigsten Aufsichtsratsausschüssen, sprich Prüfungs- Nominierungs- und Präsidialausschüssen deutlich unterrepräsentiert. Ein hoher Frauenanteil in diesen Gremien bedeutet zudem noch lange nicht, dass Frauen in ihren Positionen auch Einfluss auf strategische Fragen und die Personalpolitik des Unternehmens haben. Das gilt es zu ändern.

Text: Michaela Heinze, Frauenbranchenbuch OWL

 

FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.

In dem überparteilichen und überregionalen Netzwerk FidAR schlossen sich 2006 Frauen in Führungsposition in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen. Die Initiative strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Am Entstehungsweg des, im März 2015 beschlossenen und im Januar 2016 in Kraft getretenen, Gesetzes für die feste 30%-Frauenquote bei Neubesetzungen in den Aufsichtsräten der börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen war FidAR entscheidend mitbeteiligt. Die, seit 2011 herausgegebenen, Women-on-Board-Indizes bilden den empirischen Prüfstein für die Umsetzung des Gesetzes und schaffen Transparenz über den Stand der gleichberechtigten Teilhabe. Im März 2017 konnte darin ein Rekordhoch des Frauenanteils in den Kontrollgremien der Privatwirtschaft und der öffentlichen Unternehmen festgehalten werden. Die Quote versteht die Initiative dabei als Mittel, um verfestigte Denk- und Rollenmuster aufzubrechen und einen wirklichen Kulturwandel in den Entscheidungsgremien der Unternehmen herbeizuführen. Denn: „Zur guten Unternehmensführung gehören gemischte Teams“, so FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. Während die Geschäftsstelle ihren Sitz in Berlin hat, entfalten die Regionalgruppen seit 2009 vor Ort ein reges Veranstaltungsleben. Das zentrale Forum für Austausch und Bilanz ist das jährlich stattfindende FidAR-Forum. FidAR ist aktives Mitglied im europäischen Netzwerk EWoB- European Women on Board (www.ewob-network.eu). Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.

FidAR in OWL

Martina Chudziak Regionalvorstand martina.chudziak@fidar.de

Christiane Gräfin von Matuschka Komitee FidAR Nordwest
christiane.graefinmatuschka@fidar.de