Vera Brüggemann macht sich Sorgen. Die Bielefelder Künstlerin und Illustratorin, die mit scharfem Blick und spitzem Zeichenstift wohlbekannte Alltagssituationen abbildet, hat stellvertretend für viele Kulturschaffende und Kreative in OWL einen Brief verfasst. Adressatin ist Brigitte Brandt, Kulturamts Leiterin der Stadt Bielefeld und „Interessenvertreterin der lokalen Kulturabeiter*innen“, wie Brüggemann sie bezeichnet. Es geht Vera Brüggemann um die Corona – Pandemie oder vielmehr um die Auswirkungen, die der Umgang mit der Virusbekämpfung auf die Kreativ- und Kulturschaffenden der Stadtgesellschaft hat. Es geht ihr um die Kunst in der Krise.
Nicht gerade üppiges Salär
Spätestens seit Mitte März 2020 ist das kulturelle Leben in der Bundesrepublik Deutschland zum Erliegen gekommen. Theater, Kinos, Discotheken, Clubs, Bibliotheken, Museen, Ausstellungen sind geschlossen. Das hat besonders drastische Auswirkungen auf Künstler*innen, Musiker*innen, Schauspieler*innen und deren ohnehin nicht gerade üppiges Salär. „Der Großteil sind Freiberufler*innen, wie ich,“ schildert Vera Brüggemann das momentane Dilemma. Sie selbst bezieht einen Teil Ihrer Honorare über Auftragsarbeiten für Verlage, wie den ProLog Verlag, deren Lehrmaterialien sie illustriert. „Eine schöne Aufgabe,“ findet Brüggemann, „denn ich kann etwas Gutes tun und der Gesellschaft Anstöße geben, die weiterentwickelt werden.“ Ihre Arbeit, das Illustrieren von Büchern mit pädagogischen Inhalten, gibt Vera Brüggemanns kreativem Tun die Sinnhaftigkeit, die sie an ihrer Arbeit so liebt. In Zeiten von Corona sichert diese Tätigkeit jedoch vor allem ihre Existenz.
Von der Hand in den Mund
Durch die Schließung aller Museen und kulturellen Einrichtungen greift ihr zweites Standbein, die Tätigkeit als Kulturvermittlerin und Ausstellungsführerin, momentan nicht. „Das fest eingeplante Honorar für die nächsten zwei Monate entfällt,“ schildert die Künstlerin ihr Problem. Sie möchte jedoch nicht den Museen die Schuld dafür geben: „Ich finde die Schließungsaktionen richtig und wichtig, um die Verbreitung des Corona Virus einzudämmen“, so Brüggemann, „sehe aber unsere Regierung in der Pflicht, nun vor allem schnell und unbürokratisch zu unterstützen.“ Die dramatische finanzielle Situation der Kunst- und Kulturschaffenden in Deutschland dulde keinen Aufschub, findet Brüggemann: „Viele Künstler*innen leben von der Hand in den Mund und werden die nächste Miete nicht zahlen können.“
Für Notfallplan noch zu früh
Bei all den persönlichen Einbußen die Vera Brüggemann nun hinnehmen muss, sieht sie sich noch als privilegiert, möchte aber nicht tatenlos zusehen, wie befreundete Künstler*innen existenziell bedroht sind. So verfasste die Illustratorin einen Brief an Brigitte Brand, Leiterin des Kulturamtes Bielefeld um zu erfahren, welche Hilfsmaßnahmen von Seiten der Stadt für betroffene Künstler*innen zur Verfügung stehen. „Für einen städtischen Notfallplan ist es noch zu früh“, bedauert die Kulturamtsleiterin auf Nachfrage des Frauenbranchenbuch OWL. Zu vielschichtig seien auf der einen Seite die Zuständigkeiten zwischen kommunaler-, Landes- und Bundesebene, zu unterschiedlich auf der anderen Seite die verschiedenen Krisengebiete im Stadtgeschehen. Dennoch weiß Brigitte Brand um die Nöte der Künstler*innen der Stadt und gibt kleine Handlungsempfehlungen an Betroffene.
Verhandlungen auf Kulanzbasis
Zunächst sei zu prüfen, ob vertragliche Regelungen über laufende Projekte existieren, die als Nachweis für spätere Verdienstausfälle dienen können. Auch sei es sinnvoll, wie in Vera Brüggemanns Fall als Kulturvermittlerin, mit den Kunsteinrichtungen zu sprechen und eine Art Ausfallhonorar für bereits geleistete Arbeiten, wie Vorbereitungen, auszuhandeln. Auch der Hinweis auf die terminlich verplante Zeit böte eine Verhandlungsgrundlage für Künstler*innen, so Brand, die jedoch in der Regel immer auf Kulanz basierten.
Genaue Dokumentation
Am 13. März 2020 veröffentlichte der Deutsche Kulturrat eine Pressemitteilung, in der die Einrichtung eines Notfhilfefonds zur wirtschaftlichen Unterstützung von Kultureinrichtungen und der Kulturschaffenden in der Abfederung der Folgen der COVID-19 Pandemie gefordert wird. „Ob und wann dieser Fond eingerichtet wird, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht,“ beschreibt die Kulturamtsleiterin die unsichere Lage. „Wichtig ist es jedoch, ab sofort genau zu dokumentieren, und möglichst zu belegen, welche Projekte zu welchen Verdienstausfällen führen“, rät Brand. So sei sichergestellt, dass bei, in Kraft treten eines Nothilfe Fonds für Kunst- und Kulturschaffende, teilweise, entgangene Gagen und Honorare nachgezahlt werden könnten.
Soforthilfemaßnahmen
Brigitte Brand verweist in diesem Zusammenhang auf die deutsche Orchestervereinigung, die auf ihrer Webseite einen Leitfaden für Freischaffende in Zeiten der Corona Pandemie herausgegeben hat. Als Soforthilfemaßnahme wird dort z.B. auf die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH (GVL) verwiesen, die Inhaber*innen eines Wahrnehmungsvertrags aus der freien Szene eine einmalige Soforthilfe in Höhe von 250€ anbietet. „Im weitesten Sinne lassen sich die, von der deutschen Orchestervereinigung beschriebenen Hinweise auch auf andere Bereiche des kulturellen Lebens in unserer Stadt übertragen“, so Brand.
Inwieweit die aktuellen Maßnahmen greifen und in ihrer Existenz bedrohten Künstler*innen und Kulturschaffenden helfen, hängt sicherlich auch davon ab, wie lange uns die Corona Krise im Griff behält. Vera Brüggemann befürchtet, dass viele Kulturschaffende „auf der Strecke bleiben“ werden. „Das Solidarnetzwerk der Kreativen untereinander funktioniert“, so Vera Brüggemann, „dennoch kann es nicht sein, dass wieder nur Kreative, die über wenig finanzielle Mittel verfügen, andere Kreative unterstützen, die noch weniger Geld haben“, so die Künstlerin und resümiert: „wenn die Kunstszene in der Corona Krise überleben soll, wird es ohne Unterstützung seitens der Regierung und der Gesellschaft nicht gehen.“
Was aktuell getan werden kann – erste Handlungsschritte von Brigitte Brand, Leiterin des Kulturarmt Bielefeld
Gespräch mit dem Auftraggeber suchen: Kann ein anteiliges Ausfallhonorar gezahlt werden? Können vorbereitende Leistungen in Rechnung gestellt werden?
Mit Vermietern frühzeitig sprechen, ggf. um Stundung bitten.
Die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH (GVL) bietet Inhaber*innen eines Wahrnehmungsvertrags aus der freien Szene, die durch virusbedingte Veranstaltungsabsagen Honorarausfälle erlitten haben, eine einmalige Soforthilfe in Höhe von 250 Euro. Betroffene wenden sich zur Beantragung und Glaubhaftmachung bitte direkt an die GVL. Wahrnehmungsverträge kann man bei der VG Wort oder VG Bildende Kunst geschlossen haben – bitte individuell prüfen.
Wichtig! >> Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren: Verträge, Ergebnisse der Verhandlungen über Ausfallhonorare, Absagen. Und am besten belegen, wie hoch die Einkünfte durch die abgesagten Beschäftigungen üblicherweise in der Vergangenheit waren.
Sich bei Kulturamt Bielefeld – Plattform für Kulturakteure anmelden. Hier halten wir über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden
Akteure, die von der Stadt Bielefeld mitfinanzierte Projekte durchgeführt hätten, können sich zur Beratung an das Kulturamt wenden.
Vera Brüggemann macht sich Sorgen. Die Bielefelder Künstlerin und Illustratorin, die mit scharfem Blick und spitzem Zeichenstift wohlbekannte Alltagssituationen abbildet, hat stellvertretend für viele Kulturschaffende und Kreative in OWL einen Brief verfasst. Adressatin ist Brigitte Brandt, Kulturamts Leiterin der Stadt Bielefeld und „Interessenvertreterin der lokalen Kulturabeiter*innen“, wie Brüggemann sie bezeichnet. Es geht Vera Brüggemann um die Corona – Pandemie oder vielmehr um die Auswirkungen, die der Umgang mit der Virusbekämpfung auf die Kreativ- und Kulturschaffenden der Stadtgesellschaft hat. Es geht ihr um die Kunst in der Krise.
Nicht gerade üppiges Salär
Spätestens seit Mitte März 2020 ist das kulturelle Leben in der Bundesrepublik Deutschland zum Erliegen gekommen. Theater, Kinos, Discotheken, Clubs, Bibliotheken, Museen, Ausstellungen sind geschlossen. Das hat besonders drastische Auswirkungen auf Künstler*innen, Musiker*innen, Schauspieler*innen und deren ohnehin nicht gerade üppiges Salär. „Der Großteil sind Freiberufler*innen, wie ich,“ schildert Vera Brüggemann das momentane Dilemma. Sie selbst bezieht einen Teil Ihrer Honorare über Auftragsarbeiten für Verlage, wie den ProLog Verlag, deren Lehrmaterialien sie illustriert. „Eine schöne Aufgabe,“ findet Brüggemann, „denn ich kann etwas Gutes tun und der Gesellschaft Anstöße geben, die weiterentwickelt werden.“ Ihre Arbeit, das Illustrieren von Büchern mit pädagogischen Inhalten, gibt Vera Brüggemanns kreativem Tun die Sinnhaftigkeit, die sie an ihrer Arbeit so liebt. In Zeiten von Corona sichert diese Tätigkeit jedoch vor allem ihre Existenz.
Von der Hand in den Mund
Durch die Schließung aller Museen und kulturellen Einrichtungen greift ihr zweites Standbein, die Tätigkeit als Kulturvermittlerin und Ausstellungsführerin, momentan nicht. „Das fest eingeplante Honorar für die nächsten zwei Monate entfällt,“ schildert die Künstlerin ihr Problem. Sie möchte jedoch nicht den Museen die Schuld dafür geben: „Ich finde die Schließungsaktionen richtig und wichtig, um die Verbreitung des Corona Virus einzudämmen“, so Brüggemann, „sehe aber unsere Regierung in der Pflicht, nun vor allem schnell und unbürokratisch zu unterstützen.“ Die dramatische finanzielle Situation der Kunst- und Kulturschaffenden in Deutschland dulde keinen Aufschub, findet Brüggemann: „Viele Künstler*innen leben von der Hand in den Mund und werden die nächste Miete nicht zahlen können.“
Für Notfallplan noch zu früh
Bei all den persönlichen Einbußen die Vera Brüggemann nun hinnehmen muss, sieht sie sich noch als privilegiert, möchte aber nicht tatenlos zusehen, wie befreundete Künstler*innen existenziell bedroht sind. So verfasste die Illustratorin einen Brief an Brigitte Brand, Leiterin des Kulturamtes Bielefeld um zu erfahren, welche Hilfsmaßnahmen von Seiten der Stadt für betroffene Künstler*innen zur Verfügung stehen. „Für einen städtischen Notfallplan ist es noch zu früh“, bedauert die Kulturamtsleiterin auf Nachfrage des Frauenbranchenbuch OWL. Zu vielschichtig seien auf der einen Seite die Zuständigkeiten zwischen kommunaler-, Landes- und Bundesebene, zu unterschiedlich auf der anderen Seite die verschiedenen Krisengebiete im Stadtgeschehen. Dennoch weiß Brigitte Brand um die Nöte der Künstler*innen der Stadt und gibt kleine Handlungsempfehlungen an Betroffene.
Verhandlungen auf Kulanzbasis
Zunächst sei zu prüfen, ob vertragliche Regelungen über laufende Projekte existieren, die als Nachweis für spätere Verdienstausfälle dienen können. Auch sei es sinnvoll, wie in Vera Brüggemanns Fall als Kulturvermittlerin, mit den Kunsteinrichtungen zu sprechen und eine Art Ausfallhonorar für bereits geleistete Arbeiten, wie Vorbereitungen, auszuhandeln. Auch der Hinweis auf die terminlich verplante Zeit böte eine Verhandlungsgrundlage für Künstler*innen, so Brand, die jedoch in der Regel immer auf Kulanz basierten.
Genaue Dokumentation
Am 13. März 2020 veröffentlichte der Deutsche Kulturrat eine Pressemitteilung, in der die Einrichtung eines Notfhilfefonds zur wirtschaftlichen Unterstützung von Kultureinrichtungen und der Kulturschaffenden in der Abfederung der Folgen der COVID-19 Pandemie gefordert wird. „Ob und wann dieser Fond eingerichtet wird, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht,“ beschreibt die Kulturamtsleiterin die unsichere Lage. „Wichtig ist es jedoch, ab sofort genau zu dokumentieren, und möglichst zu belegen, welche Projekte zu welchen Verdienstausfällen führen“, rät Brand. So sei sichergestellt, dass bei, in Kraft treten eines Nothilfe Fonds für Kunst- und Kulturschaffende, teilweise, entgangene Gagen und Honorare nachgezahlt werden könnten.
Soforthilfemaßnahmen
Brigitte Brand verweist in diesem Zusammenhang auf die deutsche Orchestervereinigung, die auf ihrer Webseite einen Leitfaden für Freischaffende in Zeiten der Corona Pandemie herausgegeben hat. Als Soforthilfemaßnahme wird dort z.B. auf die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH (GVL) verwiesen, die Inhaber*innen eines Wahrnehmungsvertrags aus der freien Szene eine einmalige Soforthilfe in Höhe von 250€ anbietet. „Im weitesten Sinne lassen sich die, von der deutschen Orchestervereinigung beschriebenen Hinweise auch auf andere Bereiche des kulturellen Lebens in unserer Stadt übertragen“, so Brand.
Informationskanäle über Web und Facebook
Um möglichst schnell auf aktuelle Meldungen und Beschlüsse aufmerksam machen zu können bedient sich das Kulturamt der Stadt zweier eigener Kanäle. „Wir stellen derzeit aktuelle Informationen für Kulturakteur*innen zum Thema Corona Virus auf unserer Webseite bereit“, so Brand. „Und noch aktueller ist unsere Facebook Gruppe des Kulturamt Bielefeld,“ so die Kulturamtsleiterin, die damit auf die Plattform für Kulturakteure in den sozialen Medien verweist. Hier sei es möglich, Informationen, auch mal kurzfristig am Wochenende bereit zu stellen, so Brand, denn schließlich ändere sich stündlich die Informationslage.
Regierung und Gesellschaft gefragt
Inwieweit die aktuellen Maßnahmen greifen und in ihrer Existenz bedrohten Künstler*innen und Kulturschaffenden helfen, hängt sicherlich auch davon ab, wie lange uns die Corona Krise im Griff behält. Vera Brüggemann befürchtet, dass viele Kulturschaffende „auf der Strecke bleiben“ werden. „Das Solidarnetzwerk der Kreativen untereinander funktioniert“, so Vera Brüggemann, „dennoch kann es nicht sein, dass wieder nur Kreative, die über wenig finanzielle Mittel verfügen, andere Kreative unterstützen, die noch weniger Geld haben“, so die Künstlerin und resümiert: „wenn die Kunstszene in der Corona Krise überleben soll, wird es ohne Unterstützung seitens der Regierung und der Gesellschaft nicht gehen.“
Was aktuell getan werden kann – erste Handlungsschritte von Brigitte Brand, Leiterin des Kulturarmt Bielefeld
Informationskanäle:
Kulturamt Bielefeld – Aktuelle Informationen für Kulturakteur*innen zum Thema Corona Virus
Facebook Gruppe – Kulturamt Bielefeld- Plattform für Kulturakteure
Deutsche Orchestervereinigung – Corona Virus: Leitfaden für Freischaffende
Deutscher Kulturrat – Vorschlag Nothilfefonds
Verwertungsgesellschaft von Leistungsrechten mbH – Finanzielle Nothilfe im Rahmen der Corona-Krise
Text: Michaela Heinze
Illustrationen: Vera Brüggemann
Foto: Kulturamt Bielefeld
Vera Brüggemann
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